Zentralheizung vs. Etagenheizung
Ohne Wärme keine Behaglichkeit in den eigenen vier Wänden, doch fürs komfortable Beheizen von Gebäuden gibt es mehrere Möglichkeiten: Heizungsanlagen, die von einer zentralen Stelle alle Räume beheizen, und Etagenheizungen, die jeweils nur eine Etage oder Wohneinheit mit Wärme beliefern. Wie funktionieren beide Heizsysteme? Welche Vor- und Nachteile haben sie?
Die Anfänge: Warmwasserheizung im Treibhaus
Die erste Warmwasser-Zentralheizung wurde vermutlich 1716 in einem Gewächshaus in Newcastle installiert. Der in England lebende Schwede Marten Trifvald nutzte einen Dampfkessel, um in seinem Treibhaus für gleichbleibende Wärme zu sorgen. Die Wärme verteilte er mit einem System aus Rohren. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts ließen Fürsten und wohlhabende Bürger solche Heizsysteme einbauen, um ganze Schlösser und mehrstöckige Villen damit zu beheizen. Im privaten Wohnungsbau waren solche aufwändigen Installationen lange Zeit zu kostspielig. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg verbreiteten sich Zentralheizungen in den westlichen Industrieländern.
Was ist eine Zentralheizung? Wie funktioniert sie?
Mit einer Zentralheizung können mehrere Räume oder Wohnungen durch eine einzige, zentrale Wärmequelle beheizt werden. Eine einfache Zentralheizung besteht aus drei Komponenten: dem Wärmeerzeuger, dem Wärmeverteiler und einem Wärmeträger. Die Wärme wird in der Regel durch einen Heizkessel erzeugt, der einen Wärmeträger (z.B. Wasser) im Umlaufverfahren erhitzt. Leitungsrohre verteilen die Wärme im ganzen Gebäude. Heizkörper in den einzelnen Räumen geben die Wärme ab und sorgen für angenehme Temperaturen. Um das Heizwasser zu den Heizkörpern zu transportieren, wird in der Regel eine Umwälzpumpe benötigt. Im Fall einer sogenannten Schwerkraftheizung, die nach dem Thermosiphonprinzip arbeitet, ist keine Pumpe notwendig. Wärmeträger können neben Wasser (Warmwasserheizung) Luft (Warmluftheizung) und Dampf sein (Dampfheizung).
Heizungskreislauf und Heizungssteuerung
Herzstück einer funktionierenden Zentralheizung ist der Heizungskreislauf. Das erhitzte Wasser strömt durch die Heizkörper und gibt Wärme an die Räume ab. Danach fließt das abgekühlte Heizwasser zum Wärmeerzeuger zurück und wird erneut aufgeheizt. Dieser Kreislauf wird Heizkreis genannt. Zwei Prinzipien der Wärmeübertragung kommen über die Heizkörper zum Einsatz: Wärmestrahlung (siehe auch Infrarotheizung) und Wärmekonvektion.
Der ständige Temperaturwechsel des Heizwassers führt jedoch zu schwankenden Druckverhältnissen im Rohrnetz. Um das auszugleichen, ist bei Zentralheizungen ein sogenanntes Membranausdehnungsgefäß (kurz: MAG) gesetzlich vorgeschrieben. Ältere Zentralheizungen verfügen manchmal noch über offene Wasserreservoire, die „überlaufendes“ Heizwasser aufnehmen.
Mit einem Regler an der Heizung lässt sich die Wunschtemperatur einstellen. Ziel ist es, ein bestimmtes Temperaturniveau dauerhaft zu halten. In Ein- und Zweifamilienhäusern werden Zentralheizungen meist über die außentemperaturabhängige Vorlauftemperatur eingestellt. Das bedeutet: die vom Heizkessel benötigte Vorlauftemperatur hängt nicht nur von der gewünschten Raumtemperatur, sondern auch von der Außentemperatur ab. Dabei gilt: Je niedriger die Außentemperatur, desto höher die Vorlauftemperatur.
Zentralheizungen mit mehreren Wärmeerzeugern
Einfache Zentralheizungen, wie oben beschrieben, haben einen einzigen Wärmeerzeuger. Daneben gibt es Zentralheizungen, die mehrere Wärmequellen nutzen und deshalb komplexer gebaut sind:
- bivalente (zweiwertige) Zentralheizungen mit zwei Wärmequellen
- trivalente (dreiwertige) Zentralheizungen mit drei Wärmequellen
- polyvalente (vielwertige) Zentralheizungen mit mehr als drei Wärmequellen
Ein Beispiel für eine bivalente Zentralheizung ist eine Zentralheizung, die als Wärmeerzeuger ein Brennwertgerät für Gas, Öl oder Holz (Pellet) mit einer Solaranlage kombiniert. Schließt man noch einen Kaminofen an, weil man es im Herbst und Winter gern romantisch bei offenem Feuer mag, wäre die Heizanlage trivalent. Sobald es mehr als nur eine Wärmequelle gibt, spricht man auch von einer Hybridheizung.
Standort der Zentralheizung
Zentralheizungen, die mit Öl betrieben werden, stehen meist im Keller, wo sich der Öltank befindet. Gaszentralheizungen können sich sowohl im Keller, als auch im Erdgeschoss (Hauswirtschaftsraum) sowie manchmal auch unter dem Dach befinden. Bei Gaszentralheizungen unter dem Dach muss im Fall eines Neubaus kein Schornstein errichtet werden. Zudem besteht hier die Möglichkeit, ohne größere bauliche Maßnahmen nachträglich eine Solaranlage an die Zentralheizung anzuschließen. Bezieht das Haus Fernwärme, wird für die zentrale Beheizung des Gebäudes eine Wärmeübergabestation benötigt.
Was ist eine Etagenheizung? Wie funktioniert sie?
Bei einer Etagenheizung wird die Wärme nicht zentral – etwa im Keller eines Wohngebäudes – gewonnen, sondern direkt in der Wohnung. Die erzeugte Wärme beheizt eine ganze Etage oder eine Wohneinheit. Durch Gasverbrennung wird Wärme erzeugt, die über einen sogenannten Wärmetauscher das Wasser im Heizkreislauf erhitzt. Durch diesen Kreislauf werden die Heizkörper in der Wohnung mit Wärme versorgt.
Etagenheizungen werden in der Regel im Badezimmer oder in der Küche installiert, denn dort ist der Transportweg für Warmwasser am kürzesten. Der Temperaturregler für die Heizung befindet sich häufig im Wohnzimmer. Der Nutzer hat dabei die volle Kontrolle über seinen Energieverbrauch. Etagenheizungen findet man oft in älteren Mehrfamilienhäusern, für die bei Baubeginn noch keine Zentralheizung verfügbar war oder bei denen man sich bewusst für individuelle Etagenheizungen entschied.
Was ist besser: Zentralheizung oder Etagenheizung?
Vorteile einer Zentralheizung | Nachteile einer Zentralheizung |
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Platzersparnis, da keine Heizgeräte in der Wohnung notwendig | Aufwändigerer Einbau (Heizungsrohrsystem) |
keine Geräuschentwicklung durch die Wärmeerzeugung in der Wohnung | keine vollständig individuelle Steuerung möglich |
Flexibilität hinsichtlich des Brennstoffes (Gas, Öl, Pellets, KWK) | |
Einbindung von erneuerbaren Energien (Solarenergie) möglich |
Vorteile einer Etagenheizung | Nachteile einer Etagenheizung |
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Erzeugung der Wärme nahezu direkt am Verbrauchsort | Platzbedarf durch Heizgerät in der Wohnung (Küche, Bad) |
geringe Energieverluste durch kurze Wege | Geräuschentwicklung durch die Wärmeerzeugung in der Wohnung möglich |
Abrechnung des direkten Verbrauchs | höherer Wartungsaufwand (bei mehreren Geräten in unterschiedlichen Wohneinheiten) |
Individuelle Steuerung der Heizung möglich |
Fazit zur Zentral- und Etagenheizung
Ist eine Zentralheizung oder eine Etagenheizung besser? Die Frage ist nicht pauschal zu beantworten, denn beide Heizsysteme haben ihre Vor- und Nachteile. Zunächst muss zwischen dem Hausbesitzer und dem Endnutzer unterschieden werden, denn während der Besitzer über die Heizung entscheidet, hat der Mieter meist keine Gelegenheit zur Entscheidung: den Ausschlag für oder gegen eine Wohnung gibt nur in seltenen Fällen die Heizung. Generell gilt aber: Wer die Heizung entsprechend seiner Bedürfnisse selbst regulieren möchte und Wert auf eine individuelle Heizkostenabrechnung legt, für den ist eine Etagenheizung besser geeignet. Wer hingegen ein platzsparendes Heizsystem bevorzugt, sollte sich bei seinen vier Wänden für eine Zentralheizung entscheiden: Die Heizung befindet sich zum Großteil außerhalb der Wohnung und kann deshalb auch keine Geräuschentwicklung verursachen. Als Hausbesitzer bzw. Vermieter sollte man bei der Sanierung und beim Neubau deshalb immer beide Varianten gegeneinander abwiegen, um die bessere Lösung ermitteln zu können.
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