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Nachtabsenkung der Heizung: sinnvoll oder nicht?

Bei einer Nachtabsenkung wird die Raumtemperatur während der Nachtstunden abgesenkt, um Energie zu sparen. Wie das genau funktioniert, welche Vorteile es hat und welchen Einfluss die Gebäudedämmung, die Heizungsart und andere Aspekte darauf haben, erfahren Sie hier.

Wie funktioniert eine Nachtabsenkung?

Der Gedanke ist naheliegend: Wenn nachts alle schlafen und im behaglichen Bett liegen, muss es in der Wohnung bzw. im Haus auch nicht so warm sein wie am Tag. Die Raumtemperatur kann deshalb um einige Grad Celsius heruntergeregelt werden. Möglich wird die sogenannte Nachtabsenkung durch die Programmierung der Heizungsanlage bzw. das manuelle Absenken der Vorlauftemperatur bei alten Systemen. Wer in einer Wohnung mit Zentralheizung lebt, kann meist nicht auf die Heizanlage zugreifen. Hier bleibt die Möglichkeit, über Heizregler bzw. Thermostate die gewünschte Temperatur für jeden Raum einzustellen oder zu programmieren.

Ab einer gewissen Zeit wird also die Heizleistung der Anlage verringert, sodass die Räume allmählicher kühler werden. Erst am frühen Morgen oder wenn die vorgegebene Temperatur für die Nacht (meist zwischen 16 und 18 Grad) unterschritten wird, fängt die Heizung wieder an zu arbeiten. Zunächst klingt das gut und scheint Sparpotential zu verheißen. Man darf aber nicht vergessen, dass am nächsten Morgen auf die gewünschte Tagestemperatur hochgeheizt werden muss. Wenn also die während der Nacht eingesparte Energie morgens wieder aufgewendet wird, wo bleibt dann die Einsparung?

Macht die Nachtabsenkung Sinn?

Für eine Gesamtbetrachtung ist es erforderlich, nicht nur den Aspekt des Brennstoffsparens, sondern auch das Gebäude, die Dämmung, Witterung bzw. Außentemperatur und die näheren Umstände beim Abkühlen und Aufheizen von Räumen heranzuziehen. Zwei Szenarien sind daher denkbar:

  1. Die benötigte Heizenergie für das abgekühlte Haus am Morgen ist größer als die während der Nacht eingesparte Energie. → Eine Nachtabsenkung ist nicht sinnvoll ✘
  2. Das morgendliche Aufheizen mit nächtlicher Pause nimmt weniger Energie in Anspruch als das Durchheizen. → Eine Nachtabsenkung ist sinnvoll ✔

Eine Bewertung, ob eine Nachtabsenkung auch bei Ihnen sinnvoll ist – so viel sei bereits vorweggenommen – ist nicht pauschal möglich, sondern bedarf immer der individuellen Feststellung. Unter anderem spielt die thermische Trägheit des Gebäudes eine Rolle.

Thermische Trägheit von Gebäuden

Stellen Sie sich einen Supertanker und ein Motorboot vor. Wenn beide Wasserfahrzeuge aus dem Stillstand beschleunigen, braucht der Tanker ein Vielfaches der Zeit und Strecke des Motorboots, um seine Reisegeschwindigkeit zu erreichen, da er wesentlich träger ist. Beim Abstellen der Maschinen steht das Motorboot dagegen innerhalb kurzer Zeit, während der Supertanker mehrere Kilometer benötigt, bis die Geschwindigkeit gleich null ist.

Ungefähr so verhält es sich mit der thermischen Trägheit von Gebäuden: Man versteht darunter vereinfacht ausgedrückt die Zeit, in der ein Gebäude abkühlt bzw. aufgeheizt werden kann. Abhängig ist diese Zeit im Wesentlichen von der Dämmung, dem Mauerwerk und den Fenstern. Ein thermisch träges Gebäude wie beispielsweise ein modernes Massivhaus (vergleichbar mit dem Supertanker) wird in aller Regel gut gedämmt sein, langsam abkühlen, aber auch viel Zeit zum Aufheizen benötigen. Umgekehrt ist ein Holzschuppen (vergleichbar mit dem Motorboot) schlecht gedämmt und thermisch agil, denn er heizt sich in der Sonne schnell auf, kühlt aber auch in kurzer Zeit wieder ab.

Auswirkung der Dämmung auf die Nachtabsenkung

Der Energiebedarf von Häusern ist in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gesunken, nicht zuletzt aufgrund verbesserter Dämmung und effizienterer Heizanlagen. Für Neubauten gibt der Gesetzgeber im Gebäudeenergiegesetz (GEG) einen Mindeststandard für die Energieeffizienz eines Hauses vor.

Für die Nachtabsenkung hat die Qualität der Dämmung eine deutliche Auswirkung: In gut gedämmten Häusern und Wohnungen sinkt die Temperatur nachts nur sehr langsam, sodass die Heizung am nächsten Morgen kaum zusätzliche Aufheizarbeit zu leisten hat. Die Nachtabsenkung macht in diesem Fall wenig Sinn bzw. sorgt für nahezu keine Einsparung. (Im Falle einer Wärmepumpe in Verbindung mit Fußbodenheizung oder einer Brennwertheizung können sich im Einzelfall sogar Mehrkosten ergeben.)

Anders verhält es sich bei schlecht gedämmten Gebäuden wie unsanierten Altbauten: Diese kühlen über Nacht schnell aus und müssen am nächsten Morgen stark aufgeheizt werden. Da das Aufheizen in kurzer Zeit möglich ist, die Heizanlage aber mehrere Stunden Pause hatte, kann sich die Nachtabsenkung lohnen.

Weitere Aspekte zur Nachtabsenkung

Milde Winter

Milde Winter mit vergleichsweise hohen Außentemperaturen sind gut für den Geldbeutel, denn sie sparen Heizkosten. Gleichzeitig wird aber auch der Effekt der Nachtabsenkung geringer, denn je wärmer die Umgebung ist, desto weniger stark kühlen Räume in der Nacht ab.

Art der Heizanlage

Weiterhin kommt es auf die Art der Heizanlage an: Gas- und Ölheizungen in Verbindung mit Wandheizkörpern benötigen hohe Vorlauftemperaturen und damit viel Energie, um einen Raum in kurzer Zeit aufheizen zu können. Niedertemperaturheizungen, darunter die Fußbodenheizung, brauchen dafür länger, arbeiten aber mit geringeren Temperaturen.

Zeitplanung der Nachtabsenkung

In diesem Zusammenhang spielt die Zeitplanung der Nachtabsenkung eine Rolle, denn je träger ein Heizsystem ist, desto früher kann es heruntergeregelt werden. Dafür muss eine träge Heizung früher anlaufen, um rechtzeitig am Morgen die gewünschte Temperatur zu erreichen.

Lebensweise

Letztendlich entscheidet auch die Lebensweise der Bewohner über die Nachtabsenkung: Wer früh ins Bett geht und erst um 7 Uhr aufstehen muss, kann eine längere Nachtabsenkung nutzen als derjenige, bei dem das Licht um Mitternacht ausgeht und der Wecker schon um 6 Uhr klingelt. Mehrere Aspekte spielen also bei der Bewertung einer Nachtabsenkung eine Rolle.

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Besonderheiten bei Wärmepumpe und Fußbodenheizung

Wärmepumpe und Fußbodenheizung harmonieren perfekt miteinander, da sich die Vorteile einer Flächenheizung mit denen einer umweltfreundlichen und regenerativen Energiequelle addieren. Häuser, die über beide Technologien verfügen, sind in aller Regel sehr gut gedämmt und haben einen geringen Energiebedarf. Eine Nachtabsenkung lohnt sich bei schlecht gedämmten Gebäuden durchaus, bewirkt bei gut gedämmten Häusern jedoch eine deutlich geringere oder keine Ersparnis. Sowohl die Fußbodenheizung als auch die Wärmepumpe sind träge Heizungssysteme, die durch ihre niedrige Vorlauftemperatur energiesparend arbeiten, aber verhältnismäßig viel Zeit für das Aufheizen benötigen. Als großflächiger und großvolumiger Speicher kann die Fußbodenheizung dafür Wärme sehr gut halten.

Gleichzeit kann die Trägheit der Wärmepumpe zum Nachteil werden: Am Morgen muss innerhalb kurzer Zeit auf die Tagestemperatur hochgeheizt werden, der Warmwasserverbrauch – falls keine gesonderte Warmwasserbereitung erfolgt – ist gleichzeitig hoch. Die Wärmepumpe nutzt bei starker Beanspruchung (z.B. bei sehr niedrigen Außentemperaturen) einen Heizstab zur Unterstützung, der elektrisch betrieben wird. Dadurch kann der Primärenergieverbrauch in Form von elektrischer Energie durch den ineffizienten Betrieb der Wärmepumpe so weit ansteigen, dass die Einsparung durch die Nachtabsenkung aufgefressen oder sogar übertroffen wird.

6 Tipps zur Nachtabsenkung

  • Prüfen Sie zunächst, ob eine Nachtabsenkung in Ihrem Gebäude Sinn macht. Dazu warten Sie eine Nacht mit 0 °C Außentemperatur ab, schalten Ihre Heizung komplett aus und messen am nächsten Morgen beim Aufstehen die Innentemperatur. Je größer der Unterschied zur Temperatur vor der Abschaltung ist, desto sinnvoller kann eine Nachtabsenkung sein. In der Regel ist dies ab drei Grad Celsius der Fall.
  • Unterschreiten Sie bei der Nachtabsenkung eine Temperatur von 16 °C während der Nacht nicht. Darunter steigt die Gefahr für feuchte Stellen und Schimmel deutlich an.
  • Beobachten Sie Ihre Fenster, bevor Sie eine Nachtabsenkung vornehmen: Die häufige Entstehung von Kondenswasser ist ein Anzeichen für hohe Luftfeuchtigkeit, die wiederum Voraussetzung für Schimmelbildung ist.
  • Für eine professionellere Ermittlung des Schimmelrisikos können Sie ein kombiniertes Thermometer/Hygrometer anschaffen, das Ihnen Temperatur und Feuchtigkeit anzeigt und den Verlauf bei elektronischen Modellen auch speichert. Hohe Luftfeuchtigkeit und niedrige Temperaturen während der Nacht sind ein Indiz, dass sich Schimmel bei Ihnen wohlfühlen würde.
  • Bei gut gedämmten Häusern hat es Frischluft schwer hineinzukommen, was wiederum die Luftfeuchtigkeit hoch hält. Lüften Sie mehrmals am Tag, um den Austausch mit trockenerer Luft zu ermöglichen. Wer es ganz bequem haben möchte, nutzt eine Wohnraumlüftung
  • Wenn Sie alleine wohnen oder alle Familienmitglieder tagsüber aus dem Haus sind, kann man auch über eine Tagabsenkung nachdenken. Moderne und netzwerkfähige Heizungssteuerungen erlauben es zudem, die Ankunft zuhause per App von unterwegs mitzuteilen, sodass die Heizung rechtzeitig, aber nicht zu früh mit dem Aufheizen beginnt.

Fazit

Schlecht gedämmte Häuser und Wohnungen (in der Regel Altbauten), die mit konventionellen Heizkörpern bei hohen Vorlauftemperaturen geheizt werden, profitieren von einer Nachtabsenkung. Der Verbrauch an Brennstoff kann deutlich sinken, was sich wiederum im Portemonnaie bemerkbar macht. Wegen der Schimmelgefahr und der starken Beanspruchung der Heizung beim morgendlichen Aufheizen sollte die Nachtabsenkung aber nicht zu stark sein. Eine Verringerung der Temperatur um 3 bis 4 °C ist völlig ausreichend.

Bei gut gedämmten und thermisch trägen Wohngebäuden ist die Nachtabsenkung meist nicht lohnend. Besonders die Kombination von elektrischer Wärmepumpe (auch Brennwertgerät) und Fußbodenheizung macht die vermeintliche Einsparung zu einem Nullsummenspiel, denn zum einen sinkt die Raumtemperatur sehr langsam, zum anderen kann das schnelle Aufheizen viel Strom (bzw. Gas/Öl) verbrauchen. Wenn Sie unsicher sind, testen Sie die Nachtabsenkung einfach in Ihrem Gebäude. Beachten Sie aber, dass Sie für die Aussagekraft der Ergebnisse zwei Heizperioden mit sehr ähnlichen Temperatur- und Verbrauchsverhältnissen vergleichen müssen.

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