Treibhausgas-Emissionen: Welche Heizungssysteme sparen am meisten CO₂ ein?
Die Heizungen in Deutschland sind durchschnittlich etwa 17 Jahre alt. Rund ein Viertel aller Heizungen sogar 25 Jahre und älter*. Ein Grund für den überalterten Heizungsbestand wird vermutlich die Überlegung sein: Die Heizung funktioniert doch noch. Warum also Geld für eine neue ausgeben? Doch dafür sprechen viele gute Gründe. In Zeiten des Klimawandels ist einer besonders wichtig: Mit einer neuen Heizung senken Sie die klimaschädlichen CO₂-Emissionen. Denn eine 20 Jahre alte Ölheizung mit rund 20.000 kWh Heizleistung pro Jahr setzt etwa 5,3 Tonnen CO₂ frei – eine Wärmepumpe mit vergleichbarer Leistung ist aber unter Umständen sogar komplett emissionsfrei.
Wie viel Treibhausgase sich mit einer neuen Heizung tatsächlich einsparen lassen, hängt von mehreren Bedingungen ab:
- dem Energieträger,
- der Nutzung Erneuerbarer Energien,
- der Effizienz der Heizung und
- dem energetischen Standard des Gebäudes.
CO₂-Emissionen nach Energieträger
CO₂ wird bei jedem Verbrennungsprozess freigesetzt – bei Heizöl und Kohle genauso wie bei Gas und Holz. In Relation zum Energiegehalt des Brennstoffs sind die CO₂-Emissionen jedoch sehr unterschiedlich. Das Verhältnis von Heizwert und freigesetztem CO₂ ist bei Heizöl beispielsweise schlechter als bei Gas.
Dass der Energieträger Holz trotz seiner CO₂-Emissionen als klimaneutral gilt, liegt an dem Bewertungskonzept: Bäume nehmen beim Wachstum in etwa so viel CO₂ aus der Luft auf, wie sie beim Verbrennungsprozess wieder freigeben. Zu berücksichtigen ist jedoch: Wird Holz in Form von Pellets oder Scheiten verfeuert, entstehen hohe Emissionen an Feinstaub und anderen Schadstoffen. Außerdem dauert es sehr lange, bis für einen verfeuerten Holzstamm durch Aufforstung ein neuer Baum nachgewachsen ist.
Für die Berechnung der CO₂-Faktoren von Energieträgern werden außerdem die Treibhausgasemissionen berücksichtigt, die durch die Gewinnung und den Transport des Brennstoffs von der „Quelle“ bis zur Heizung entstehen. Die CO₂-Emissionen auf Basis des Heizwerts der verschiedenen Energieträger können Sie der Tabelle entnehmen.
Energieträger | CO₂-Emission* |
---|---|
Heizöl, leicht | 0,266 kg/kWh |
Erdgas | 0,201 kg/kWh |
Holzpellets | 0,036 kg/kWh |
Biogas/Biomethan | 0,152 kg/kWh |
Braunkohle | 0,383 kg/kWh |
*Informationsblatt CO₂-Faktoren des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft – Zuschuss (Stand: 30.11.11.2022) |
CO₂-Emissionen und die Effizienz der Heizung
Um zu ermitteln, welches Heizsystem am wenigsten CO₂ ausstößt, ist der CO₂-Faktor des Energieträgers allein aber nicht aussagekräftig genug. Entscheidend ist genauso, wie viel Brennstoff Ihre Heizung generell benötigt. Ein modernes Gas-Brennwertgerät holt zum Beispiel rund 11 Prozent mehr Energie aus Erdgas heraus als ein Niedertemperaturkessel. Entsprechend besser ist die CO₂-Bilanz. (Was der Unterschied zwischen Brennwert und Heizwert ist und wie Brennwertgeräte funktionieren, können Sie hier lesen). Hinzu kommen moderne Regelungstechniken, die den Verbrennungsprozess modulieren, statt das Heizgerät einfach an und auszuschalten. Auch das steigert die Energieeffizienz und reduziert den CO₂-Ausstoß. Nicht zu unterschätzen ist auch der Energieverbrauch der Heizungspumpe. Der Tausch einer alten Umwälzpumpe mit festen Drehzahlstufen gegen eine differenzdruckgeregelte Hocheffizienzpumpe trägt ebenfalls zu einer besseren CO₂-Bilanz ihrer Heizungsanlage bei.
Heizsysteme, die auf einen Verbrennungsprozess vollständig verzichten, sparen natürlich besonders viel klimaschädliche Treibhausgase ein. Hier sind vor allem Wärmepumpen zu nennen. Sie gewinnen die Wärme vor Ort aus der Luft, dem Erdreich oder dem Grundwasser. Hierfür nutzen sie Strom als Antriebsenergie. (Mehr über die Funktion von Wärmepumpen erfahren Sie hier).
CO₂-Emissionen und die Wärmeverluste des Hauses
Da Energieverbrauch und CO₂-Emissionen in einem direkten Zusammenhang stehen, spielt natürlich auch eine Rolle, wie viel Wärme Ihr Haus durch das Dach, die Wände, die Fenster und Türen verliert. Je höher diese Wärmeverluste sind, umso mehr müssen Sie heizen – und umso mehr CO₂ wird ausgestoßen. Ein neues Eigenheim sollte daher als Energieeffizienzhaus gebaut sein. Dafür zahlt der Staat hohe Förderungen.
Damit eine neue Heizung im Altbau nennenswert Treibhausgas-Emissionen einsparen kann, ist unter Umständen eine Sanierung erforderlich. Das geht sogar schrittweise und wird ebenfalls umfangreich gefördert.
Fazit: Heizsysteme mit der besten Ökobilanz
Über 70 Prozent aller Wohngebäude in Deutschland sind ohne größere energetische Sanierungsmaßnahmen bereits für Wärmepumpen geeignet, darunter viele ältere Bestandsimmobilien. Dabei sind Wärmepumpen besonders nachhaltig und arbeiten sehr effizient. Um Wohnwärme und warmes Wasser zu erzeugen, nutzen Wärmepumpen rund 75 % der Energie, die sie benötigen, direkt aus der Umwelt – der Luft, der Erde oder dem Grundwasser. Der Rest wird als Antriebsenergie in Form von Strom benötigt. Zudem steht Umweltwärme kostenlos zur Verfügung. Wie hoch die Emissionen einer Wärmepumpe sind, hängt jedoch auch von der Art der Stromversorgung für den Antrieb ab. Beziehen Sie nur grünen Strom, sind die CO₂-Emissionen einer Wärmepumpe sehr gering. Erzeugen Sie Ihren eigenen Strom mit einer Photovoltaikanlage, kann der CO₂-Ausstoß weiter reduziert werden. Darüber hinaus werden Sie unabhängiger vom Energiemarkt und können Ihre Energiekosten deutlich senken.
In Altbauten, wo bereits ein Gas-Brennwertsystem vorhanden ist, und der alleinige Einsatz einer Wärmepumpe wirtschaftlich vielleicht noch nicht sinnvoll ist, kann ein Wärmepumpen-Hybridsystem ein Weg zu mehr Nachhaltigkeit sein. Eine Hybridheizung kombiniert Heiztechnologie, die Erneuerbare Energien nutzt, beispielsweise Wärmepumpensysteme, mit einer Heizung, die fossile Energieträger nutzt. Dabei wird der Hauptwärmebedarf durch die nachhaltige Wärmepumpe gedeckt und lediglich zu Spitzenlastzeiten, bei sehr niedrigen Außentemperaturen oder bei besonders hohem Warmwasserbedarf unterstützt die Gas- oder Ölheizung.
Oft bringt schon der Umstieg von alter Heizwerttechnik auf neue Brennwerttechnik Energieeinsparungen von bis zu 30 Prozent. In Kombination mit einer nachhaltigen Wärmepumpe leisten diese Hybridheizungen somit einen wertvollen Beitrag zur Reduktion von Treibhausgasemissionen.
Die Ökobilanz von Pelletheizungen wird von Umweltexperten sehr kritisch beurteilt. Denn der angenommene Kreislauf aus verfeuertem und nachwachsendem Holz ist nur unter bestimmten Voraussetzungen realistisch. Wirklich CO₂-neutral ist das Verfeuern von Holz häufig auch deshalb nicht, weil Energieaufwände und Emissionen für die Trocknung entstehen. Abgesehen davon, dass auch bei der Holzverbrennung Kohlendioxyd freigesetzt wird, gelangen weitere klimaschädliche Emissionen und erhebliche Mengen Feinstaub in die Umwelt.
Mit einer neuen Heizung, die erneuerbare Energien nutzt, sind Sie nicht nur zukunftssicher aufgestellt, Sie leisten auch einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz. Der Wechsel auf nachhaltige Heiztechnik, wie beispielsweise die Installation einer Wärmepumpe, wird mit hohen staatlichen Förderungen unterstützt. Zudem reduzieren Sie deutlich die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, denn eine steigende CO₂-Bepreisung und ein sukzessiver Anstieg von Erdgas- und Erdölpreisen wird langfristig für eine deutlich höhere finanzielle Belastung sorgen.
* Wie heizt Deutschland 2019? BDEW-Studie zum Heizungsmarkt