So einfach geht die Umstellung auf Wasserstoff
Hausbesitzer engagieren sich bei einmaligem Pilotprojekt in Bayern
Wasserstoff (H2) spielt für die Energiewende eine wichtige Rolle, denn er ist gasförmig und hat eine hohe Energiedichte. Was für viele Hausbesitzer noch Zukunftsmusik ist, können die Hausbesitzer eines Straßenzugs in Hohenwart (Bayern) aber schon heute erleben. Ihre Häuser werden im Rahmen eines Pilotprojektes bereits mit Wasserstoff – statt wie bisher mit Erdgas – versorgt. Im Wesentlichen mussten dafür lediglich die Wärmeerzeuger mit dem Abgassystem getauscht werden. Die anderen Komponenten der bestehenden Gas-Installationen erwiesen sich als uneingeschränkt H2-geeignet. Das Projekt dient damit als Blaupause für die Umstellung bestehender Versorgungsnetze auf „grünen“ Wasserstoff.
„Grüner“ Wasserstoff wird per Elektrolyse mit überschüssigem PV- und Windkraftstrom gewonnen. Neben Wärmepumpen ist damit dieser Brennstoff ein großer Schritt in eine klimaneutrale Zukunft der Gebäudebeheizung. Wie das bei der nachhaltigen Wärmeversorgung von Privathäusern in der Praxis funktionieren kann, testen aktuell die Projektpartner Energienetze Bayern (Netzbetreiber), Energie Südbayern und die Thüga als kommunaler Energie- und Wasserdienstleistungskonzern mit dem Wasserstoff-Pilotprojekt „H2Direkt“ im bayerischen Hohenwart.
Das Projekt
Kompletter Straßenzug versorgt
Das Projekt wird in einer vor zehn Jahren erschlossenen Wohnsiedlung in Hohenwart (nahe Ingolstadt) durchgeführt. Dort wurde in einem kompletten Straßenzug die vorhandene Erdgasleitung vom Netz getrennt und an eine H2-Einspeiseanlage angeschlossen. Den Wasserstoff liefert die Westfalen AG mit Trailern an. Die in den Ein- und Zweifamilienhäusern lebenden zehn Parteien und ein kleiner Gewerbebetrieb waren von der Idee der nachhaltigen Wärmeversorgung begeistert und machten alle bei der Umstellung mit. Der Tenor der Hausbesitzerfamilien: Wenn wir einen Beitrag dazu leisten können, dass unsere Gebäude auch künftig über die bestehenden Rohrleitungen mit dann klimaneutralem Gas beheizt werden können – warum sollten wir es nicht tun?
Die Umsetzung
Bestehende Leitungen, neue Gasgeräte
Im Rahmen des Pilotprojekts „H2Direkt“ wurden in zehn Haushalten und bei einem Gewerbekunden „100% H2-Brennwertgeräte“ von Vaillant installiert, inklusive der zugehörigen Abgassysteme. Sonst änderte sich nichts für die Verbraucher. Innerhalb einer Woche war die Umstellung realisiert. Wobei sich der Gerätetausch kaum von der Installation „normaler“ Gas-Brennwertgeräte unterschied. Das stellten sowohl Anton Selensky (Heizung Sanitär Stachel, Ingolstadt) als auch Bernd Mantsch (Mantsch Heizung Sanitär Klima, Ingolstadt) fest: „Die ,100% H2-Brennwertgeräte‘ unterscheiden sich zwar in einigen Details von den bekannten Gas-Brennwertgeräten, unter anderem bezüglich der Verbrennungstechnik oder der Abgasführung. Die Baumaße und die Anschlüsse entsprechen aber 1:1 den bisherigen Anlagen, bis hin zur Steuerung oder der Anbindung von Fühlern. Das macht uns die Arbeit sehr einfach.“ Das von Vaillant entwickelte „100% H2-Brennwertgerät“ ist Ergebnis einer mehrjährigen Entwicklungsarbeit. Es kann perspektivisch die bekannten Gas-Brennwertgeräte ersetzen, wenn es eine flächendeckende Wasserstoff-Versorgung gibt. Denkbar ist auch der Einsatz eines „100% H2-Brennwertgerätes“ als Hybrid-System in Kombination mit einer Wärmepumpe. Diese Wärmelösung wäre besonders für Objekte mit höheren Heizlasten attraktiv. Denn trotz gewisser unterschiedlicher Eigenschaften von Erdgas und Wasserstoff muss am Verteilnetz von der Einspeiseanlage bis zum Hausanschluss nichts verändert werden, zeigt das Pilotprojekt.
Das Fazit
Blaupause für die Wärmewende
Das „H2Direkt“-Projekt in Hohenwart ist in dieser Größenordnung bundesweit wohl einmalig. Deshalb wird es von Sachverständigen auch engmaschig begleitet. Für sie gilt Hohenwart als Blaupause für die Umstellung des bislang mit Erdgas versorgten Gebäudebestands auf Wasserstoff. Das Projekt beweise, dass diese Transformation mit vergleichsweise geringem Aufwand machbar ist.
Alexander Schuh, verantwortlich für die Wasserstoffprojekte bei Vaillant, zieht ein Fazit: „Dabei geht es nicht um die Frage, ob alle Gasnetze und ausnahmslos alle bislang so versorgten Gebäude auf H2 umgestellt werden sollten. Entscheidend ist vielmehr, inwieweit wir Wasserstoff als Energieträger einsetzen können, um zum Beispiel definierte, hoch verdichtete Siedlungsräume oder Objekte mit sehr hohem Wärmebedarf ressourcenschonend, nachhaltig und vor allem sicher zu versorgen.“
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